Sonntag, 27. März 2022

Urlaub, Urlaub, Seminar!



Muraho! Hallo zusammen,

die Zeit fliegt. Mittlerweile sind wir schon ein halbes Jahr hier – für uns bedeutet das leider schon Halbzeit in diesem wunderschönen Land.  

Heute möchte ich euch allerdings von einem anderen Land berichten – den Februar haben wir nämlich in Uganda verbracht, wo wir Ende des Monats unsere Zwischenseminar hatten. Die drei Wochen davor haben wir genutzt, um das, im Vergleich zu Ruanda, wirklich riesige Land zu erkunden und natürlich unseren Mitfreiwilligen einen Besuch abzustatten und die beiden Projekte anzuschauen.

Gestartet hat unsere Reise in Entebbe. Da zu dem Zeitpunkt unseres Reiseantritts die Grenzen zu Uganda noch komplett geschlossen waren, mussten wir das Flugzeug nehmen. Mittlerweile sind die Komplikationen zwischen den Länderregierungen aber gelöst und auch coronamäßig sind die Grenzen wieder offen, was bedeutet, dass ab jetzt auch Busreisen wieder möglich sind. 


Zurück zu Entebbe. Unseren ersten Abend in Uganda haben wir am Strand verbracht – vor uns der riesige Viktoriasee und im Rücken die alten Wracks einiger Flugzeuge. Am nächsten Tag ein Spaziergang durch den botanischen Garten, bevor wir dann nach zwei Tagen weiter zu den Ssese-Islands gefahren sind. Unsere ersten Eindrücke von diesem neuen Land? Motos heißen hier BodaBodas und mit Kinyarwanda kommt man hier (logischerweise) nicht weit. Dafür kann hier beinahe jeder Englisch, was nicht nur für uns praktisch ist – auch die Ugander müssen sich bei den über 40 Landessprachen häufig untereinander auf Englisch verständigen.

Die Ssese-Islands sind eine Inselgruppe auf dem Victoriasee, der mit seiner Fläche von 68 800 km² beinahe drei Mal so groß ist wie Ruanda. Wir haben auf der größten Insel in einer Scheune gezeltet und die Insel von unserem allerbesten Herbergsvater gezeigt bekommen: Wanderung durch den Regenwald, Strand, Lagerfeuer mit herrlicher Aussicht auf den See und das allererste ugandische Rolex. Rolex = rolled eggs, also Omelette gerollt in Chapati, garniert mit Gemüse und einfach saulecker!

Von dort aus gings direkt nach Kampala, der Hauptstadt Ugandas, was für uns ein kompletter Programmwechsel war: Von Ruhe und Natur hin zu absoluter Großstadt und Trubel. Und so haben wir uns durch die Stadt treiben lassen, sind über den Markt gewuselt und haben ein umfassendes Touri Programm absolviert: Museum, Kirche und das Highlight war dann die Besichtigung der größten Moschee Kampalas, von deren Turm man eine wunderschöne Aussicht auf die sieben Ursprungshügel Kampalas hatte. Kampala hat uns mit seiner Lebhaftigkeit und Vielfältigkeit überwältigt, ab und zu auch überfordert – so herrscht dort doch eine andere Eile, als wir es von Kigali gewöhnt sind. Die Taxiparks und Märkte haben wir dort in einer neuen Größendimension kennengelernt.


Nach dieser ersten vielfältigen und trubeligen Woche, die wie im Flug vergangen ist, wurden wir von den drei Freiwilligen aus Nakaseke abgeholt. Wir haben einige wunderschöne Tage in Nakaseke verbracht und einen tollen Einblick in die Arbeit und in das Projekt bekommen. Die Drei arbeiten und wohnen auf dem Schulgelände, das eine Nursery-, Primary- und Secondaryschool umfasst. Es war superschön die drei in ihrem Element zu sehen – können wir uns so jetzt noch viel besser vorstellen, was wir zuvor nur aus Erzählungen wussten. Wir haben viel gemeinsam gekocht und wissen jetzt, wie man selbst Chapatis backt. Danke, fürs Zeigen! Weiter gings ins nächste Projekt nach Obiya Palaro in Gulu, wo wir ebenfalls herzlich von den vier Freiwilligen begrüßt wurden. Anders als vorab geplant, haben wir in diesem Projekt eine ganze Woche verbracht, Krankheiten kann man eben nicht planen. Trotz dieser Krankheitsunterbrechungen hatten wir dort eine superschöne Zeit. Wir durften die Vier mit in den Unterricht in der Nursery- und Primaryschool begleiten und haben ganz viel Doppelkopf gespielt. Der sonntägliche Kirchbesuch und das leckere ugandische Essen durften natürlich nicht fehlen und so haben wir am Ende von der dortigen Köchin noch beigebracht bekommen, wie man Sulus bäckt, eine leckere, frittierte, nordugandische Süßigkeit.

Wenn ihr mehr über die Projekte in Uganda und das Leben unserer Freunde dort erfahren wollt, dann schaut gerne auf Instagram vorbei auf „unser.ugandajahr.2021“ und „fsj.in.obiyapalaro“.


Von Gulu aus haben wir eine zweitägige Tour in den Murchison-Nationalpark gemacht, wo wir unsere erste Safari erleben durften. Es war ein großartiges Gefühl und super aufregend am frühen Morgen die Tiere zu beobachten. Lange haben wir mit unserem Guide nach Löwen gesucht und irgendwann einen kurzen Blick auf eine Löwenmama erhaschen können. Und wir hatten Glück, denn die Elefanten, Giraffen und zahlreichen Antilopen haben uns ihre Tierkinder präsentiert. Die anschließende Tour zu den beeindruckenden Wasserfällen war ein schöner Abschluss dieses Abenteuers.


Im Anschluss sind wir zurück nach Kampala gefahren, wo wir von unseren Freunden noch einmal die Hauptstadt gezeigt bekommen haben, bevor wir zu dritt vor unserem Seminar noch einen Abstecher in den Osten Ugandas nach Sipi gemacht haben. In dieser schönen Bergregion um den Mount Elgon habe wir eine kleine Wanderung zu den drei Sipi-Falls (Wasserfällen) unternommen, in dem Bergfluss gebadet und ganz viel Natur getankt.


Und dann waren auch schon unsere Reisewochen um und für uns ging es für das Seminar nach Jinja, einer schönen Stadt am Nil, wo wir acht Tage gewohnt und gelernt und gedacht haben. Mit den sieben Ugandafreiwilligen und sechs weiteren Freiwilligen des Bistums Osnabrück haben wir uns super verstanden und es war eine tolle Stimmung, um Spaß zu haben, sich aber auch Zeit und Raum für ernstere Themen zu nehmen. Zunächst haben wir die ersten gemeinsamen Tage zur Reflektion unseres letzten halben Jahres genutzt: Wie ist es uns ergangen? Wie haben wir das Gefühl integriert zu sein? Wie ist die Arbeit für uns? Und wie ist die Lage mit uns und unseren Mitfreiwilligen?

Es tat gut, die Zeit zu nutzen und themenspezifisch das letzte halbe Jahr genauer zu betrachten. Die nächsten Tage waren dann gefüllt mit Themen rund um Rassismus, Diskriminierung und der kolonialen Geschichte unserer Einsatzländer. Wir durften in der Stadt auf koloniale Spurensuche gehen und haben dabei nicht nur den alten Bahnhof gefunden, sondern wurden auch durch einen Hindutempel, der dort ansässigen indischen Community geführt. Das Ende der Woche haben wir unserer kommenden Zeit gewidmet und unter Anleitung der drei wirklich prima Teamer unsere Erwartungen und Ziele formuliert. Auch die Rückkehr nach Deutschland und das „Danach“ war ein Thema, in dem wir unsere Sorgen und Vermutungen teilen konnten. Die ganze Woche wurden wir super durch die Themen geleitet und sind mit einer Menge Input und Denkstößen aus der Woche in unsere Projekte zurückgekehrt.

Denn für uns war diese Reise nun vorbei. Und so sind wir am Tag nach dem Seminar nach einem letzten ugandischen Rolex zurück nach Entebbe getuckert und in den Flieger gestiegen. Während ich das alles schreibe und mich zurückerinnere, kann ich gar nicht glauben, was wir alles für großartige Orte und Eindrücke gesehen und gesammelt haben und ich merke wie mir die Erinnerungen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.

Nachdem wir so lange unterwegs waren, war es allerdings super wohltuend zurück nach Kigali zu kommen, die Stadt, die in den letzten Monaten unser Zuhause geworden ist.

Und somit sage ich tschüss,

Eure Clara