Hallo Zusammen,
der letzte
Blogeintrag ist schon wieder einen Monat her, deswegen gibt es mal wieder ein
Update von uns heute zu unserer Arbeit im Center.
Das Center
(Centre Inshuti Zacu) wurde von Schwestern aufgebaut und wird momentan unter
der Leitung der
Oberschwester Emerita geführt. Es ist ein zweites Zuhause für ungefähr 30 Kinder,
Jugendliche und Erwachsene mit physischer und/oder geistiger Behinderung. Die
jüngste Bewohnerin ist 3 Jahre alt und die älteste 35. Da viele von ihnen
entweder gar keine Familie mehr haben oder eine, die zu arm ist um den
besonderen Bedürfnissen des Kindes gerecht zu werden, wohnen sie permanent im
Center. Andere kommen nur tagsüber oder kehren am Wochenende zu ihren Familien
zurück.
Die Behinderungen
der Bewohner*innen gestalten sich ganz unterschiedlich. Typische
Krankheitsbilder sind Autismus oder infantile Zerebralparese. Aufgrund der
Behinderung ist die verbale Kommunikation bei vielen eingeschränkt und trotzdem
haben wir mittlerweile Wege gefunden, wie beispielsweise Gebärdensprache, um
uns zu unterhalten.
Mit uns
arbeiteten neben Damascene, dem Physiotherapeuten, und Constantine, der
Lehrerin, außerdem noch einige Postulantinnen, die sich unter anderem um die
Kinder, die Wäsche oder das Essen kümmern. Larissa und
Linda, die ehemaligen Freiwilligen, und auch Constantine, die seit 6 Wochen aus
dem Mutterschaftsurlaub
zurück ist, haben uns vor allem anfangs an die Hand genommen und uns die Abläufe
gezeigt. Falls wir trotzdem mal ein Problem oder auch nur eine banale Frage
haben sollten, können wir bei jeder der genannten Personen auf ihre
Hilfsbereitschaft zählen. Obwohl wir alle kaum Französisch und anfangs
natürlich auch kein Kinyarwanda sprechen konnten war die Verständigung
eigentlich kein Problem. Viele der Schwestern sprechen gutes Englisch und ansonsten
übersetzen Damascene oder Constantine auch gerne. Und wenn es mal gar nicht
klappt hat man immerhin was zu lachen. Das hat man aber sowieso oft, weil die
Schwestern echt cool drauf sind und es genug witzige Situationen gibt, die
keiner Sprache bedürfen.
Das Gelände des
Centers ist relativ groß. Das Hauptgebäude besteht aus dem Essensraum, der Klasse, und dem
Schlafraum. Daneben befindet sich die Physiotherapie und außerdem werden Kühe und Hühner
gehalten und
selber Gemüse und Obst angebaut, sodass das Center sich zu einem
Teil selbst mit Essen versorgen kann.
Unser Tag startet
gegen 9 Uhr. Zuerst begrüßen wir die Bewohner*innen und eigentlich jeden, dem wir sonst noch über den Weg
laufen. Danach bleiben zwei von uns in der Klasse, um Constantine beim Unterricht zu
unterstützen und eine geht in die Physio. Dort lernen wir für jeweils einen
Monat wie man die Bewohner*innen stretcht oder Spastiken löst. Auch das
Motivieren zu alltäglichen Aufgaben, die den Bewohner*innen aufgrund ihrer
Behinderungen besondere Schwierigkeiten bereiten, gehört dazu. Das kann z.B. Laufen,
Treppensteigen oder richtiges Sitzen sein. So ist eines der
Hauptziele der Schule und der Physio, dass die Bewohner*innen ihren Alltag
selbstständig meistern können. In der Schule
lernen wir je nach den eigenen Fähigkeiten der Bewohner*innen Mathe,
Kinyarwanda, Englisch und Gesellschaftskunde.
Dazu steht Constantine meist an
der Tafel und wir geben den Kindern, die dem Frontalunterricht nicht folgen können,
individuelle Aufgaben. Um 10 Uhr machen wir dann eine kleine Musikpause, wo die
Trommel und andere selbstgebastelte Instrumente rausgeholt werden. Mittlerweile
können wir auch schon das ein oder andere Lied auf Kinyarwanda mitsingen oder versuchen
deutsche Lieder einzubringen. Bis ungefähr 11 Uhr geht es nochmal weiter mit
dem Unterricht. Danach lesen wir einigen der Bewohner*innen etwas vor bevor es um halb 12 zum Mittagessen geht.
Dafür setzen wir
uns in den danebenliegenden Essensraum und reichen denjenigen Bewohner*innen das
Essen an, die es aufgrund ihrer Behinderung nicht selbstständig essen können. Anschließend geht
es für uns selbst zum Mittagessen, wo wir typisch ruandisches Essen aus bereits
erwähntem Eigenanbau essen. Das sind meist Reis, Bohnen, Kartoffeln, Kochbanane
oder Dodo. Sehr lecker! Wir werden wohl nicht abnehmen in dem Jahr.
Den Nachmittag
verbringen wir oft draußen auf einer Decke, wo wir z.B. Duplos bauen, Ball spielen oder
puzzeln. Außerdem beobachten wir gerne die vorbeifahrenden Autos auf der
Hauptstraße. Auch den ein oder anderen Ausflug zur neu gebauten Schule oder den
auf dem Gelände gehaltenen Tieren haben wir schon gemacht. Erst letzte
Woche haben wir ein Karussell auf dem Centergelände entdeckt, dass bei den Bewohner*innen jetzt schon sehr beliebt ist.
Gerade am Anfang
war eine der Herausforderungen die Fähigkeiten der Bewohner*innen richtig einzuschätzen
und wie viel man ihnen zumuten kann ohne sie zu unter- oder überfordern.
Wir haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass man die Bewohner*innen schnell kennen- und
lieben lernt.
Wie man sieht
haben, wir uns schon echt gut eingelebt und können uns den Tag ohne das Center kaum noch
vorstellen.
Bis bald, Hanna!