Donnerstag, 14. Juli 2022

Die ersten Monate im neuen Day-Care-Center

 


Hello.

Mittlerweile ist das neue Day-Care-Center schon 4 Monate eröffnet. Und in dieser Zeit hat sich natürlich auch einiges geändert, Routinen sich gefunden und am wichtigsten - die neuen Kinder und Jugendlichen kennengelernt.

Noch mal kurz zusammengefasst: Im März wurde aus dem "alten Center" ein neues Day-Care-Center. Das bedeutet, dass die Kinder morgens kommen und nachmittags wieder zurück nach Hause gebracht werden - Frühstück und Mittagessen inklusive.
Mittlerweile sind es ca. 60 Kinder, die das Day-Care-Center besuchen. Die meisten Kinder haben körperliche und/oder geistige Einschränkungen - so wie auch beim "alten Center". Auch gibt es morgens Schule und nachmittags Spiel+Spaß, sowie Physiotherapie (und neu im Center auch eine Ergotherapie) für die Kinder mit körperlichen Einschränkungen. Also ist unser Arbeitsablauf vom groben her fast genauso wie im "alten Center".


Trotzdem ist doch alles anders. Da nun viel mehr Kinder das Center besuchen, war es am Anfang eine große Herausforderung, alle kennenzulernen und auch herauszufinden, wer was kann, wie wer drauf ist und wie man mit dem jeweiligen Kind/ Jugendlichen am besten umgeht. Dabei haben wir auch versucht, uns an das zu erinnern, was wir aus dem alten Center mitgenommen haben - unsere Erfahrungen haben uns sicherlich den Start erleichtert.

Aber wir müssen auch sagen, dass Anfang schwer ist und wir uns in einigen Situationen sehr verloren gefühlt haben. Doch durch eine offene Kommunikation untereinander und auch mit dem anderen Mitarbeiter*innen konnten wir Unsicherheiten, Probleme und Fragen schnell klären.


Unsere Aufgaben und unser Tagesablauf sind sehr flexibel und variabel. So sind zum Beispiel Hanna und Nina in den Klassen, während Clara mit beim Porridge anreichen hilft. Und am nächsten Tag ist Clara mit Hanna in der Klasse, während Nina die Physiotherapeuten unterstützt, indem sie mit einem der Kinder Laufübungen macht.

Nachmittags spielen wir immer alle zusammen draußen. Mal wird das große Schwungtuch ausgepackt und am nächsten Tag dann ganz viel Lego herausgegeben. Ihr seht schon, bei uns wird es nicht langweilig.


Apropos nicht langweilig: Vor knapp 1,5 Wochen war die offizielle Eröffnung des neuen Day-Care-Centers mit einer großen Feier und vielen Gästen. Fast 400 Menschen waren an diesem Tag im Center.

Neben den Eltern und Kindern, die regelmäßig ins Center kommen, waren auch viele wichtige Menschen dort - u.a. der Gründer von der Organisation "Hope and Homes for Children", die für den Neuaufbau dieser Schule mitverantwortlich gewesen ist. Sogar "Miss Rwanda 2022" und die in diesem Jahr erstmals ausgezeichnete "Miss Innovation" (die erste und bis jetzt einzig gehörlose Frau, die an der Miss-Wahl teilgenommen hat), haben das Center besucht. Die Gäste wurden in Kleingruppen durch das Center geführt und die Lehrerin, Ergo- und Physiotherapeuten haben jeweils etwas zu ihrem Arbeitsalltag erzählt.
Der Tag hat um morgens mit einem Gottesdienst für die Eltern, Kinder und Schwestern gestartet. Danach ging es weiter in den extra aufgestellten Festzelten - Reden, Danksagungen und ab und zu nette Musik von der Band. Auch Geschenke wurden überreicht und so hat das Center nun ein weiteres Auto bekommen, was den morgendlichen Transport der Kinder wohl sehr erleichtern wird. Ein Auftritt der Kids durfte natürlich nicht fehlen und sie haben sehr stolz ihren Tanz vorgeführt.
Geendet haben die Feierlichkeiten mit einem Festessen für die Kinder.


Ihr fragt euch bestimmt auch wie es bei uns im Center aussieht. Alle Räumlichkeiten sind im Kreis um eine Wiese herum aufgebaut. Insgesamt gibt es 4 Klassenräume, jeweils einen Raum für Physiotherapie und Ergotherapie, 2 Schlafräume und natürlich auch Verwaltungsräume. Außerdem haben wir noch ein kleines Arztzimmer, wo sich um kleine Verletzungen gekümmert werden kann. 


Super ist auch, dass sich das Center komplett selbst versorgt. Rund um das Gelände liegen Felder auf den von Kohl bis Baumtomaten alles zu finden ist. Außerdem gibt es noch Kühe, Schweine, Hühner, Hasen und Ziegen. Wir haben also oft zum Mittagessen frisches Omelett. 


Nun noch kurz zum "alten Center": Für immer mehr Bewohner*innen werden Familie gefunden, welche sie dauerhaft bei sich aufnehmen. Das bedeutet dann auch ab und zu ein Abschied. Diese Situationen sind dann nicht leicht für uns und besonders für die Schwestern und Constantine, welche die Bewohner*innen seit Jahren kennen. Zum Glück kommen einige der Bewohner*innen, die nah genug am Center wohnen, dann trotzdem tagsüber in das neue Center.


Nun bleibt uns leider nur noch ein guter Monat hier in Ruanda. Für uns heißt es jetzt die verbeibene Zeit auch ganz besonders auf der Arbeit zu nutzen und zu genießen.

Bis bald, Nina!

Sonntag, 3. April 2022

Alles Neu - Schuleröffnung!



Hi,

da bin ich wieder. Heute möchte ich euch von dem Land erzählen, in dem wir gerade leben – Von Ruanda. Genauer gesagt möchte ich euch von unserer Arbeit berichten, denn hier hat sich in den letzten Wochen einiges getan und verändert.

Eine Woche nachdem wir aus Uganda zurückgekehrt sind, hat nun ein neues Day-Care-Center eröffnet, in das neben den „alten“ Bewohner*innen mittlerweile jeden Tag 60 neue Kinder kommen.

Hierzu nun kurz einige Hintergrundinformationen: Vor über einem Jahr hat die ruandische Regierung ein Gesetz zu Inklusion von Menschen mit Behinderung veröffentlicht. Laut diesem Gesetz müssen Center, in denen die Menschen Tag und Nacht Leben, also schlafen, Essen, zur Schule gehen und ihre Freizeit verbringen – Center, wie das, in dem wir bisher gearbeitet haben – aufgelöst werden und die Bewohner*innen sollen zurück in Familien integriert werden. Für die Bewohner*innen, die als Weisen in das Center gekommen sind, wird von der Organisation „Hope and Homes for Children“ eine Adoptivfamilie gesucht. Die Kinder sollen so mehr vom Alltagsleben mitbekommen und so einen einfacheren Zugang zur Gesellschaft kriegen.

Auf Grund dieser Regelung sind schon bevor wir drei nach Ruanda gekommen sind, viele Bewohner*innen aus dem Center in ihre Familien umgezogen und auch während unserer letzten sechs Monate haben wir immer wieder Bewohner*innen verabschiedet. Dies taten wir stehts mit einem lächelnden und einem weinenden Auge. Natürlich freuen wir uns, dass die Bewohner*innen wieder Zeit in ihren Familien verbringen können, aber wir haben diese Bewohner*innen schon kennen und schätzen gelernt und seitdem nur noch selten gesehen. Die Umzüge sind nicht für alle Bewohner*innen einfach. Gerade für die älteren Bewohner*innen, die teilweise schon über zehn Jahre bei den Schwestern wohnen, ist es ein großer Schritt, aus diesem gewohnten Umfeld zu Menschen zu ziehen, die sie nur sehr selten gesehen haben oder erst seit kurzer Zeit kennen.

Da die Kinder in den Familien und auch andere Kinder mit Behinderung aus dem näheren Umfeld eine Schule und Betreuung benötigen, hat die Regierung durch „Hope and Homes for Children“ auf dem Gelände der Schwestern ein neues Schulgebäude errichtet. Direkt neben den bisherigen Räumlichkeiten ist in diesem neuen Gebäude mit den vier Klassenräumen auch Platz für den Physio- und eine neue Ergotherapeutin. Nachdem lange Zeit unsicher war, wann die neue Schule eröffnet, war das nun Mitte März endlich der Fall. 40 neue Kinder zwischen vier und sechzehn Jahren werden nun täglich von Constantine und Schwester Marceline in zwei Klassen unterrichtet. Geplant ist die Aufnahme von 10 weiteren Kindern.

Jeden Morgen werden die Kinder von zu Hause abgeholt und am Nachmittag zurückgebracht. Sie bekommen Frühstück und Mittagessen und haben nach der Schule noch viel Zeit zu spielen. Noch ist alles Neu, nicht nur für uns, sondern auch für die zahlreichen Schwestern und Postulantinnen, die sich jeden Tag um die Kinder kümmern. Jetzt heißt es, Routinen finden, sich an neue Abläufe gewöhnen, Aufgaben klarkriegen und am allerwichtigsten: Kinder kennenlernen. Und auch untereinander sind die Kinder sich am Kennenlernen und aneinander gewöhnen.


Alles Neu. So fühlt sich das auch nach drei Wochen noch an, auch wenn wir für viele der Kinder schon beliebte Klettergerüste und Spielpartnerinnen geworden sind.

Bis bald, Clara!

Sonntag, 27. März 2022

Urlaub, Urlaub, Seminar!



Muraho! Hallo zusammen,

die Zeit fliegt. Mittlerweile sind wir schon ein halbes Jahr hier – für uns bedeutet das leider schon Halbzeit in diesem wunderschönen Land.  

Heute möchte ich euch allerdings von einem anderen Land berichten – den Februar haben wir nämlich in Uganda verbracht, wo wir Ende des Monats unsere Zwischenseminar hatten. Die drei Wochen davor haben wir genutzt, um das, im Vergleich zu Ruanda, wirklich riesige Land zu erkunden und natürlich unseren Mitfreiwilligen einen Besuch abzustatten und die beiden Projekte anzuschauen.

Gestartet hat unsere Reise in Entebbe. Da zu dem Zeitpunkt unseres Reiseantritts die Grenzen zu Uganda noch komplett geschlossen waren, mussten wir das Flugzeug nehmen. Mittlerweile sind die Komplikationen zwischen den Länderregierungen aber gelöst und auch coronamäßig sind die Grenzen wieder offen, was bedeutet, dass ab jetzt auch Busreisen wieder möglich sind. 


Zurück zu Entebbe. Unseren ersten Abend in Uganda haben wir am Strand verbracht – vor uns der riesige Viktoriasee und im Rücken die alten Wracks einiger Flugzeuge. Am nächsten Tag ein Spaziergang durch den botanischen Garten, bevor wir dann nach zwei Tagen weiter zu den Ssese-Islands gefahren sind. Unsere ersten Eindrücke von diesem neuen Land? Motos heißen hier BodaBodas und mit Kinyarwanda kommt man hier (logischerweise) nicht weit. Dafür kann hier beinahe jeder Englisch, was nicht nur für uns praktisch ist – auch die Ugander müssen sich bei den über 40 Landessprachen häufig untereinander auf Englisch verständigen.

Die Ssese-Islands sind eine Inselgruppe auf dem Victoriasee, der mit seiner Fläche von 68 800 km² beinahe drei Mal so groß ist wie Ruanda. Wir haben auf der größten Insel in einer Scheune gezeltet und die Insel von unserem allerbesten Herbergsvater gezeigt bekommen: Wanderung durch den Regenwald, Strand, Lagerfeuer mit herrlicher Aussicht auf den See und das allererste ugandische Rolex. Rolex = rolled eggs, also Omelette gerollt in Chapati, garniert mit Gemüse und einfach saulecker!

Von dort aus gings direkt nach Kampala, der Hauptstadt Ugandas, was für uns ein kompletter Programmwechsel war: Von Ruhe und Natur hin zu absoluter Großstadt und Trubel. Und so haben wir uns durch die Stadt treiben lassen, sind über den Markt gewuselt und haben ein umfassendes Touri Programm absolviert: Museum, Kirche und das Highlight war dann die Besichtigung der größten Moschee Kampalas, von deren Turm man eine wunderschöne Aussicht auf die sieben Ursprungshügel Kampalas hatte. Kampala hat uns mit seiner Lebhaftigkeit und Vielfältigkeit überwältigt, ab und zu auch überfordert – so herrscht dort doch eine andere Eile, als wir es von Kigali gewöhnt sind. Die Taxiparks und Märkte haben wir dort in einer neuen Größendimension kennengelernt.


Nach dieser ersten vielfältigen und trubeligen Woche, die wie im Flug vergangen ist, wurden wir von den drei Freiwilligen aus Nakaseke abgeholt. Wir haben einige wunderschöne Tage in Nakaseke verbracht und einen tollen Einblick in die Arbeit und in das Projekt bekommen. Die Drei arbeiten und wohnen auf dem Schulgelände, das eine Nursery-, Primary- und Secondaryschool umfasst. Es war superschön die drei in ihrem Element zu sehen – können wir uns so jetzt noch viel besser vorstellen, was wir zuvor nur aus Erzählungen wussten. Wir haben viel gemeinsam gekocht und wissen jetzt, wie man selbst Chapatis backt. Danke, fürs Zeigen! Weiter gings ins nächste Projekt nach Obiya Palaro in Gulu, wo wir ebenfalls herzlich von den vier Freiwilligen begrüßt wurden. Anders als vorab geplant, haben wir in diesem Projekt eine ganze Woche verbracht, Krankheiten kann man eben nicht planen. Trotz dieser Krankheitsunterbrechungen hatten wir dort eine superschöne Zeit. Wir durften die Vier mit in den Unterricht in der Nursery- und Primaryschool begleiten und haben ganz viel Doppelkopf gespielt. Der sonntägliche Kirchbesuch und das leckere ugandische Essen durften natürlich nicht fehlen und so haben wir am Ende von der dortigen Köchin noch beigebracht bekommen, wie man Sulus bäckt, eine leckere, frittierte, nordugandische Süßigkeit.

Wenn ihr mehr über die Projekte in Uganda und das Leben unserer Freunde dort erfahren wollt, dann schaut gerne auf Instagram vorbei auf „unser.ugandajahr.2021“ und „fsj.in.obiyapalaro“.


Von Gulu aus haben wir eine zweitägige Tour in den Murchison-Nationalpark gemacht, wo wir unsere erste Safari erleben durften. Es war ein großartiges Gefühl und super aufregend am frühen Morgen die Tiere zu beobachten. Lange haben wir mit unserem Guide nach Löwen gesucht und irgendwann einen kurzen Blick auf eine Löwenmama erhaschen können. Und wir hatten Glück, denn die Elefanten, Giraffen und zahlreichen Antilopen haben uns ihre Tierkinder präsentiert. Die anschließende Tour zu den beeindruckenden Wasserfällen war ein schöner Abschluss dieses Abenteuers.


Im Anschluss sind wir zurück nach Kampala gefahren, wo wir von unseren Freunden noch einmal die Hauptstadt gezeigt bekommen haben, bevor wir zu dritt vor unserem Seminar noch einen Abstecher in den Osten Ugandas nach Sipi gemacht haben. In dieser schönen Bergregion um den Mount Elgon habe wir eine kleine Wanderung zu den drei Sipi-Falls (Wasserfällen) unternommen, in dem Bergfluss gebadet und ganz viel Natur getankt.


Und dann waren auch schon unsere Reisewochen um und für uns ging es für das Seminar nach Jinja, einer schönen Stadt am Nil, wo wir acht Tage gewohnt und gelernt und gedacht haben. Mit den sieben Ugandafreiwilligen und sechs weiteren Freiwilligen des Bistums Osnabrück haben wir uns super verstanden und es war eine tolle Stimmung, um Spaß zu haben, sich aber auch Zeit und Raum für ernstere Themen zu nehmen. Zunächst haben wir die ersten gemeinsamen Tage zur Reflektion unseres letzten halben Jahres genutzt: Wie ist es uns ergangen? Wie haben wir das Gefühl integriert zu sein? Wie ist die Arbeit für uns? Und wie ist die Lage mit uns und unseren Mitfreiwilligen?

Es tat gut, die Zeit zu nutzen und themenspezifisch das letzte halbe Jahr genauer zu betrachten. Die nächsten Tage waren dann gefüllt mit Themen rund um Rassismus, Diskriminierung und der kolonialen Geschichte unserer Einsatzländer. Wir durften in der Stadt auf koloniale Spurensuche gehen und haben dabei nicht nur den alten Bahnhof gefunden, sondern wurden auch durch einen Hindutempel, der dort ansässigen indischen Community geführt. Das Ende der Woche haben wir unserer kommenden Zeit gewidmet und unter Anleitung der drei wirklich prima Teamer unsere Erwartungen und Ziele formuliert. Auch die Rückkehr nach Deutschland und das „Danach“ war ein Thema, in dem wir unsere Sorgen und Vermutungen teilen konnten. Die ganze Woche wurden wir super durch die Themen geleitet und sind mit einer Menge Input und Denkstößen aus der Woche in unsere Projekte zurückgekehrt.

Denn für uns war diese Reise nun vorbei. Und so sind wir am Tag nach dem Seminar nach einem letzten ugandischen Rolex zurück nach Entebbe getuckert und in den Flieger gestiegen. Während ich das alles schreibe und mich zurückerinnere, kann ich gar nicht glauben, was wir alles für großartige Orte und Eindrücke gesehen und gesammelt haben und ich merke wie mir die Erinnerungen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.

Nachdem wir so lange unterwegs waren, war es allerdings super wohltuend zurück nach Kigali zu kommen, die Stadt, die in den letzten Monaten unser Zuhause geworden ist.

Und somit sage ich tschüss,

Eure Clara