Montag, 22. November 2021

Unsere Arbeit im Center

 

Hallo Zusammen, 

der letzte Blogeintrag ist schon wieder einen Monat her, deswegen gibt es mal wieder ein Update von uns heute zu unserer Arbeit im Center.


Das Center (Centre Inshuti Zacu) wurde von Schwestern aufgebaut und wird momentan unter der Leitung der Oberschwester Emerita geführt. Es ist ein zweites Zuhause für ungefähr 30 Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit physischer und/oder geistiger Behinderung. Die jüngste Bewohnerin ist 3 Jahre alt und die älteste 35. Da viele von ihnen entweder gar keine Familie mehr haben oder eine, die zu arm ist um den besonderen Bedürfnissen des Kindes gerecht zu werden, wohnen sie permanent im Center. Andere kommen nur tagsüber oder kehren am Wochenende zu ihren Familien zurück.

Die Behinderungen der Bewohner*innen gestalten sich ganz unterschiedlich. Typische Krankheitsbilder sind Autismus oder infantile Zerebralparese. Aufgrund der Behinderung ist die verbale Kommunikation bei vielen eingeschränkt und trotzdem haben wir mittlerweile Wege gefunden, wie beispielsweise Gebärdensprache, um uns zu unterhalten.


Mit uns arbeiteten neben Damascene, dem Physiotherapeuten, und Constantine, der Lehrerin, außerdem noch einige Postulantinnen, die sich unter anderem um die Kinder, die Wäsche oder das Essen kümmern. Larissa und Linda, die ehemaligen Freiwilligen, und auch Constantine, die seit 6 Wochen aus dem Mutterschaftsurlaub zurück ist, haben uns vor allem anfangs an die Hand genommen und uns die Abläufe gezeigt. Falls wir trotzdem mal ein Problem oder auch nur eine banale Frage haben sollten, können wir bei jeder der genannten Personen auf ihre Hilfsbereitschaft zählen. Obwohl wir alle kaum Französisch und anfangs natürlich auch kein Kinyarwanda sprechen konnten war die Verständigung eigentlich kein Problem. Viele der Schwestern sprechen gutes Englisch und ansonsten übersetzen Damascene oder Constantine auch gerne. Und wenn es mal gar nicht klappt hat man immerhin was zu lachen. Das hat man aber sowieso oft, weil die Schwestern echt cool drauf sind und es genug witzige Situationen gibt, die keiner Sprache bedürfen. 

Das Gelände des Centers ist relativ groß. Das Hauptgebäude besteht aus dem Essensraum, der Klasse, und dem Schlafraum. Daneben befindet sich die Physiotherapie und außerdem werden Kühe und Hühner gehalten und
selber Gemüse und Obst angebaut, sodass das Center sich zu einem Teil selbst mit Essen versorgen kann.


Unser Tag startet gegen 9 Uhr. Zuerst begrüßen wir die Bewohner*innen und eigentlich jeden, dem wir sonst noch über den Weg laufen. Danach bleiben zwei von uns in der Klasse, um Constantine beim Unterricht zu unterstützen und eine geht in die Physio. Dort lernen wir für jeweils einen Monat wie man die Bewohner*innen stretcht oder Spastiken löst. Auch das Motivieren zu alltäglichen Aufgaben, die den Bewohner*innen aufgrund ihrer Behinderungen besondere Schwierigkeiten bereiten, gehört dazu. Das kann z.B. Laufen, Treppensteigen oder richtiges Sitzen sein. So ist eines der Hauptziele der Schule und der Physio, dass die Bewohner*innen ihren Alltag selbstständig meistern können. In der Schule lernen wir je nach den eigenen Fähigkeiten der Bewohner*innen Mathe, Kinyarwanda, Englisch und Gesellschaftskunde. 
Dazu steht Constantine meist an der Tafel und wir geben den Kindern, die dem Frontalunterricht nicht folgen können, individuelle Aufgaben. Um 10 Uhr machen wir dann eine kleine Musikpause, wo die Trommel und andere selbstgebastelte Instrumente rausgeholt werden. Mittlerweile können wir auch schon das ein oder andere Lied auf Kinyarwanda mitsingen oder versuchen deutsche Lieder einzubringen. Bis ungefähr 11 Uhr geht es nochmal weiter mit dem Unterricht. Danach lesen wir einigen der Bewohner*innen etwas vor bevor es um halb 12 zum Mittagessen geht.


Dafür setzen wir uns in den danebenliegenden Essensraum und reichen denjenigen Bewohner*innen das Essen an, die es aufgrund ihrer Behinderung nicht selbstständig essen können. Anschließend geht es für uns selbst zum Mittagessen, wo wir typisch ruandisches Essen aus bereits erwähntem Eigenanbau essen. Das sind meist Reis, Bohnen, Kartoffeln, Kochbanane oder Dodo. Sehr lecker! Wir werden wohl nicht abnehmen in dem Jahr.


Den Nachmittag verbringen wir oft draußen auf einer Decke, wo wir z.B. Duplos bauen, Ball spielen oder puzzeln. Außerdem beobachten wir gerne die vorbeifahrenden Autos auf der Hauptstraße. Auch den ein oder anderen Ausflug zur neu gebauten Schule oder den auf dem Gelände gehaltenen Tieren haben wir schon gemacht. Erst letzte Woche haben wir ein Karussell auf dem Centergelände entdeckt, dass bei den Bewohner*innen jetzt schon sehr beliebt ist.

Gerade am Anfang war eine der Herausforderungen die Fähigkeiten der Bewohner*innen richtig einzuschätzen und wie viel man ihnen zumuten kann ohne sie zu unter- oder überfordern. Wir haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass man die Bewohner*innen schnell kennen- und lieben lernt.

Wie man sieht haben, wir uns schon echt gut eingelebt und können uns den Tag ohne das Center kaum noch vorstellen.

Bis bald, Hanna!

 


 

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