Donnerstag, 14. Oktober 2021

Ein Monat Kigali

 

Muraho,

wie die Zeit vergeht! Mittlerweile sind wir tatsächlich schon seit vier Wochen hier in Kigali, der Hauptstadt Ruandas und sind noch immer beeindruckt von der erstaunlichen Ausstrahlung dieser Stadt. Anlässlich dieses vierwöchigen „Jubiläums“, melden wir uns nun, nachdem wir uns letzte Woche vorgestellt haben, mit unserem ersten richtigen Blogeintrag.  Heute möchte ich euch vor allem berichten, wie wir hier wohnen, leben und was wir neben unserer Arbeit bisher erlebt haben.

Zu dritt wohnen wir in einem kleinen Haus in Gikondo, einem Stadtteil im Süden Kigalis. Wir haben alle unser eigenes Zimmer und ein großes Wohn- und Esszimmer mit einem gemütlichen Sofa. Um zur Küche und zum Waschraum zu gelangen, geht man über unsren kleinen Hinterhof, auf dem wir abends mit Freunden gerne gemütlich zusammensitzen. Mit unserer Hängematte und unserer heranwachsenden Avocado Plantage bekommt unser Haus immer mehr einen persönlichen Touch. Und auch mit unseren (wie viele wissen wir nicht) Mitbewohnern, niedlich aussehenden und harmlosen Hauseidechsen verstehen wir uns blendend-nur manchmal fällt es ihnen schwer unsere Privatsphäre zu akzeptieren und sie statten uns doch einen Besuch beim Duschen ab. Direkt zu Anfang haben wir auch gelernt, dass man sich auch nach einer „Dusche“ aus einer Wanne sauber und frisch fühlen kann – dennoch ist die Freude bei uns allen groß, wenn wir fließend Wasser haben. 

Seitdem wir hier sind, sind Bananen eines unserer Hauptnahrungsmittel. Vor allem das Obst, wie eben Bananen aber auch Ananas und Maracuja, hat uns mit seiner deutlich intensiveren Süße und seinem vollen Geschmack überrascht. Aber auch Avocados und Tomaten (natürlich gepellt, ganz im Sinne der Regel „Peel it, cook it or forget it“) dürfen bei keinem Frühstück fehlen. Auch von einigen einheimischen Teigwaren sind wir jetzt schon große Liebhaber: Zum einen gibt es Sambusa (frittierte dreieckige Teigtaschen, gefüllt mit Kartoffeln, Erbsen oder Fleisch), die wir gerne auf dem Rückweg vom Markt als Mittagessen mitnehmen. Zum anderen sind da Chapati, (ebenfalls frittierte, runde Teigfladen), die nicht nur gut herzhaft eingerollt mit Omelett (auch Rolex genannt) oder belegt mit Avocado und Tomaten schmecken, sondern auch hervorragend in Kombination mit Banane schmecken. Ihr merkt, vom Essen hier kann ich gar nicht mehr aufhören zu schwärmen, aber genug davon.

 


In der Woche arbeiten wir drei im „Centre Inshuti Zacu“ in Gahanga. Dies ist ein von Schwestern geführtes Center für Menschen mit Behinderungen. Die Bewohner*innen sind zwischen 3 und 34 Jahre alt. Da wir dort zu dritt arbeiten, können wir uns am Vormittag gut aufteilen: Zwei von uns unterstützen die Lehrerin im Unterricht. Dort werden auf spielerische Art und Weise die Fächer Mathe, Gesellschaftskunde, Englisch und Kinyarwanda (die Bantusprache Ruandas) unterrichtet. Von der Lehrerin bekommen wir gezeigt, welche Übungen, für welche der Kinder gut geeignet sind. Schon nach diesem ersten Monat, haben wir die Bewohner*innen recht gut kennen- und einzuschätzen gelernt und ich denke, dass wir durch die Unterstützung der Lehrerin in den nächsten Wochen noch mehr von den einzelnen Kindern lernen werden. 


Die dritte unterstützt den Physiotherapeuten. In der Physiotherapie werden unter anderem die Muskeln der Bewohner*innen gestärkt oder das eigenständige Sitzen oder Gehen erlernt. Wir drei rotieren dabei im Monatsrhythmus, sodass jeder die Chance hat in den verschiedenen Bereichen zu unterstützen. Momentan ist Nina in der Physiotherapie und bekommt dort nicht nur gezeigt, wie sie die Bewohner*innen richtig dehnt und bewegt, sondern auch viel über die einzelnen Krankheitsbilder erklärt, was für uns sehr hilfreich ist. In der Mittagszeit helfen wir den Postulantinnen, den Bewohner*innen das Essen anzureichen. Die Postulantinnen, werdende Schwestern, übernehmen viele Aufgaben im Center. So kümmern sie sich beispielsweise um die Versorgung der Bewohner*innen, kochen und bewirtschaften die zum Center gehörenden Felder. Wenn wir eine Frage haben, ist immer jemand zur Stelle. Danach haben wir unsere eigene Pause - wir werden immer sehr gut von den Schwestern bekocht und haben hier schon Essenskombinationen kennengelernt, die wir sie bisher nicht kannten. So ist es hier üblich Reis und Kartoffeln gleichzeitig zu kombinieren, was wir schon schätzen und lieben gelernt haben. Auch Kochbanane darf in auf dem wöchentlichen Speiseplan nicht fehlen. Im Anschluss haben wir die Möglichkeit den Nachmittag zu gestalten. Häufig spielen wir mit den Kindern im Schatten auf einer Wiese oder schauen uns die vorbeifahrenden Autos und Motos auf der Hauptstraße an.

Apropos Motos – diese sogenannten Motorädertaxen sind neben Bussen das meistgenutzte Verkehrsmittel und wir sind große Fans. Zunächst etwas verängstigt von dem fixen Fahrstiel der meisten Motofahrer, kann es uns mittlerweile gar nicht mehr schnell genug gehen. Und durch unseren Sprachkurs, den wir momentan drei Mal die Woche haben, können wir mittlerweile sogar beinahe ohne Probleme mit den Motofahrern auf Kinyarwanda vor jeder Fahrt die Preise verhandeln-auch wenn die Meisten dann doch zum Glück auch Englisch sprechen können.
Direkt in unserer ersten Woche hatten wir die Möglichkeit, eine Stadt in der Westprovinz zu besuchen. Wir waren in Karongi, einer Stadt am Kivusee, zu der wir knappe vier Stunden mit dem Bus unterwegs waren. Der Kivusee ist der größten See Ruandas und liegt an der Grenze zum Kongo. Dort haben wir einen langjährigen Freund der Freiwilligen besucht und gemeinsam eine Bootstour zu einer Insel auf dem Kivusee gemacht. Auf der Insel haben wir unheimlich viele Flughunde getroffen und von der Spitze des Berges hatte man eine superschöne Aussicht auf den See und die umliegende Umgebung.

Auch hier in Kigali haben wir, unteranderem durch unsere Vorfreiwilligen, schon guten Kontakt zu einigen Ruandern, mit denen wir uns gerne treffen. Viel Zeit haben wir auch schon auf dem Kimironkomarkt verbracht, wo wir gerne eine befreundete Schneiderin besuchen, die uns auch schon einige tolle Kleidungsstücke und Taschen geschneidert hat. Neuerdings haben wir auch das Yoga für uns entdeckt. Einmal die Woche fordert uns der neue Yogalehrer ordentlich heraus und bringt uns bei Kraft- und Dehnübungen ordentlich zum Schwitzen.

Wie ihr seht, haben wir in unserem ersten Monat hier schon viel Neues erlebt und sind noch immer dabei, alles zu erkunden. Wir genießen die Zeit hier sehr und leben uns immer mehr ein. Ich bin schon überaus gespannt, was in den nächsten Wochen und Monaten auf uns zu kommt und freue mich schon auf unsere neuen Abenteuer.

Bis dahin – Murabeho!

Eure Clara

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen