Moin Moin !
Es gab eine Veränderung im Center. Eine Schülerin unserer
Klasse des Centers geht nun auf die gegenüberliegende Grundschule. Wir und auch
die Achtjährige selbst freuen uns riesig über diese Chance für die nun frisch
gebackene Grundschülerin.
Die Achtjährige hat eine Entwicklungsverzögerung. Sie hat Schwierigkeiten
sich zu konzentrieren und die verbale Sprache fällt ihr schwer. Die Chance, die
ihr nun offensteht ist, dass sie in Kontakt mit anderen Kindern ausserhalb des
Centers tritt, sie mit ihnen spielen und von, sowie mit ihnen lernen kann. Der
erste Schritt der Inklusion ist dadurch gemacht.
Wir haben sie am Dienstag, den 26.03., in der Grundschule
zusammen mit Constantine, der Lehrerin des Centers, und einer Ordensschwester
besucht. Es gibt in der Klasse (nach eigener Zählung) ca 55 Schüler im Alter
von 4 bis 5 Jahren, welche uns mit Gesang begrüßt haben.
Die
Grundschuhllehrerin hatte die Gelegenheit genutzt, mit Constantine und der
Schwester zu sprechen. Sie erzählte, wie sich die Achtjährige verhält. Laut
ihren Angaben sei unsere Schülerin aus dem Center von den anderen Mitschülern gut
angenommen worden und sie spiele gerne in den Pausen mit ihnen gemeinsam. Dabei
lache und bewege sie sich viel. Allerdings sei sie im Unterricht sehr still.
Sie spreche gar nicht, auch bei Aufforderung würde sie es nicht versuchen und
sie hätte große Schwierigkeiten beim Schreiben. Dadurch wisse die Grundschullehrerin
nicht, inwieweit sie dem Unterricht folgen kann, da das Wissen weder
schriftlich noch mündlich abgefragt werden könne.
Außerdem möchten wir ebenfalls erwähnen, dass die Grundschullehrerin
nicht im Bereich Sonderpädagogik ausgebildet ist, dennoch scheinbar sehr
positiv auf die achtjährige eingeht.
Für uns hat es überwiegend Vorteile, dass die Schülerin die Grundschule
besucht, da es ihr sichtlich gut tut mit anderen Kindern ihren Alters in Kontakt
zu stehen. Außerdem hat sie sich schon gut in der Schule eingelebt und sie
kommt Mittags meistens mit einem Strahlen nach Hause und möchte von dem
Schultag berichten.
Eine weitere Frau mit einer körperlichen Einschränkung ist
nun seit 5 Jahren in der des Centers gegenüberliegenden Schule. Sie geht auf
die High Level Secondary School - in die
hier sogennante „Senior 5“ (eine Weiterführenden Schule, in die 11 Klasse, in
Ruanda geht man sechs Jahre in die Grundschule und sechs Jahre in die
Weiterführende Schule). Ihre Diagnose ist Ataxie, welches ein Oberbegriff für
unterschiedliche Störung der Koordination von Bewegungen des Körpers ist. Die 22-jährige
hat Schwierigkeiten beim Laufen und Sprechen.
Im Folgenden haben wir ein Interview mit ihr auf englisch geführt
und dieses Gespräch übersetzt. Es geht vor allem darum, wie sich ihre Klassenkameraden
und Lehrer ihr gegenüber verhalten und, wie sie in der Schule im allgemeinen zurechtkommt.
Interview:
Wie ist deine
Familiensituation und warum lebst du im Center:
Ich habe einen Bruder. Er ist 27 Jahre alt und er hat eine
Frau und ein Kind. Er lebt nicht mehr bei meiner Mutter, sondern in Butare mit
seiner Familie. Mein Vater ist gestorben, als ich noch ein Baby war. Meine
Mutter bewirtschaftet das Feld an ihrem Haus. Das Geerntete wird selber
verwendet oder verkauft. Damit macht sie das nötige Geld zum Leben. Sie lebt in
Luhango.
Ich lebe seit 5 Jahren hier in Gahanga im Center, seit ich
hier zur nahgelegenen Schule gehe. Ich mag es sehr hier im Center zu leben, die
Menschen hier sind jetzt meine Familie. Meine Mutter kommt mich in den Ferien
besuchen oder manchmal komme ich auch zu ihr.
Was sind deine
Lieblingsfächer in der Schule?
Meine Lieblingsfächer sind Literatur, Kiswahili, Kinyarwanda
und Musik.
Was magst du am
liebsten an der Schule?
Ich lerne gerne neue Sachen und ich singe gerne zusammen mit
meinen Klassenkameraden. Ich mag es auch Hausaufgaben zu machen nach dem
Unterricht.
Wie begegnen dir die
anderen Menschen in den verschiedenen Situationen in der Schule?
Ich mache die gleichen Aufgaben wie meine Klassenkameraden
und die Lehrer unterstützen mich in den Klausuren. Ich diktiere ihnen was sie
aufschreiben sollen oder ich tippe das Examen mit einem Laptop. Dafür bekomme
ich dann weitere Zeit zur Verfügung gestellt. Meine Freunde helfen mir auch
viel, sie unterstützen mich dabei, Stufen und Hindernisse mit meiner Gehhilfe zu
laufen und bringen mich auch zurück nach Hause ins Center. Sie tragen meine
Tasche, damit ich leichter laufen kann und ich bekomme die Mitschriften meiner
Freunde oder Lehrer mit.
Mir fremde Menschen bzw die anderen Schüler*innen starren
mich aber an. Das mag ich nicht und ich schäme mich dann, aber wenn meine
Freunde dabei sind geht es.
Denkst du, dass deine
Einschränkung dich bei etwas stoppt/ Hast du mehr Schwierigkeiten in der Schule
als deine Klassenkameraden?
Nein, ich bin genauso gut, wie meine Klassenkameraden! In
der Klasse habe ich keine Angst, sogar wenn ich etwas vor der Klasse vorstellen
muss, habe ich keine Angst. Nur im Kiswahili-Kurs habe ich Angst vor dem
Vorstellen, weil ich nicht so gut in dieser Sprache bin. Aber ich versuche
alles.
Was möchtest du nach
der Schule machen?
Ich möchte Journalistin hier in Rwanda werden für die
Zeitung „New Times“. Ich möchte andere Menschen interviewn und mich mit ihnen
oder Firmen unterhalten. Am liebsten möchte ich im Berreich Musik und Kunst
arbeiten. In vier Jahren werde ich also das Studium an einer Universität
beginnen. Hier in Rwanda kann man Journalismus an der Universität in Butare studieren, wo auch mein Bruder lebt.
Insgesamt haben wir den Eindruck, dass der Gedanke der
Inklusion nicht weit entfernt ist. Zwar hat nur die Minderheit der Menschen hier
in Ruanda Berührungspunkte mit Menschen, die mit einer Behinderung leben. Mehr
Lehrer müssten im Bereich Sonderpädagogik ausgebildet werden, damit es noch
mehr Menschen mit einer Beeinträchtigung erleichtert wird, in eine Schule gehen
zu können. Wir wollen, dass noch mehr der Bewohner des Centers in Schulen
untergebracht werden, allerdings wurde uns bis jetzt vermittelt, dass es
momentan nicht möglich ist, wenn die Person sich nicht eigenständig fortbewegen
kann oder selbst schreiben kann. Wir werden es weiterhin versuchen,
Schwierigkeiten bleiben dennoch erstmals bestehen, da es leider keine
Heilerziehungspfleger, Inklusionshelfer oder persönliche Assistenten etc. gibt.
Sobald sich Umstände und Denkweisen ändern, kann Inklusion ein funktionierendes
Instrument sein.
Nach dem hoffentlich nicht zu erschlagenden Text wünschen
wir euch nun Frohe Ostertage und eine wunderschöne Zeit mit euren Familien und
Freunden. Wir sind von einer ruandischen Familie zum Osteressen eingeladen und
wir sind schon sehr gespannt was es hier in Ruanda zu Ostern wohl zu Essen gibt
und welche Traditionen so auf uns zukommen werden. Ostereier suchen werden wir
dieses Jahr nicht, aber Osterpackete aus der Heimat sind schon angekommen.
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