Donnerstag, 18. April 2019

Inklusion in Ruanda



Moin Moin !

Es gab eine Veränderung im Center. Eine Schülerin unserer Klasse des Centers geht nun auf die gegenüberliegende Grundschule. Wir und auch die Achtjährige selbst freuen uns riesig über diese Chance für die nun frisch gebackene Grundschülerin.

Die Achtjährige hat eine Entwicklungsverzögerung. Sie hat Schwierigkeiten sich zu konzentrieren und die verbale Sprache fällt ihr schwer. Die Chance, die ihr nun offensteht ist, dass sie in Kontakt mit anderen Kindern ausserhalb des Centers tritt, sie mit ihnen spielen und von, sowie mit ihnen lernen kann. Der erste Schritt der Inklusion ist dadurch gemacht.

Wir haben sie am Dienstag, den 26.03., in der Grundschule zusammen mit Constantine, der Lehrerin des Centers, und einer Ordensschwester besucht. Es gibt in der Klasse (nach eigener Zählung) ca 55 Schüler im Alter von 4 bis 5 Jahren, welche uns mit Gesang begrüßt haben.

 Die Grundschuhllehrerin hatte die Gelegenheit genutzt, mit Constantine und der Schwester zu sprechen. Sie erzählte, wie sich die Achtjährige verhält. Laut ihren Angaben sei unsere Schülerin aus dem Center von den anderen Mitschülern gut angenommen worden und sie spiele gerne in den Pausen mit ihnen gemeinsam. Dabei lache und bewege sie sich viel. Allerdings sei sie im Unterricht sehr still. Sie spreche gar nicht, auch bei Aufforderung würde sie es nicht versuchen und sie hätte große Schwierigkeiten beim Schreiben. Dadurch wisse die Grundschullehrerin nicht, inwieweit sie dem Unterricht folgen kann, da das Wissen weder schriftlich noch mündlich abgefragt werden könne. 

Außerdem möchten wir ebenfalls erwähnen, dass die Grundschullehrerin nicht im Bereich Sonderpädagogik ausgebildet ist, dennoch scheinbar sehr positiv auf die achtjährige eingeht.

Für uns hat es überwiegend Vorteile, dass die Schülerin die Grundschule besucht, da es ihr sichtlich gut tut mit anderen Kindern ihren Alters in Kontakt zu stehen. Außerdem hat sie sich schon gut in der Schule eingelebt und sie kommt Mittags meistens mit einem Strahlen nach Hause und möchte von dem Schultag berichten.

Stolz zeigte uns die Achtjährige ihr erstes Zeugnis.



Eine weitere Frau mit einer körperlichen Einschränkung ist nun seit 5 Jahren in der des Centers gegenüberliegenden Schule. Sie geht auf die High Level Secondary School -  in die hier sogennante „Senior 5“ (eine Weiterführenden Schule, in die 11 Klasse, in Ruanda geht man sechs Jahre in die Grundschule und sechs Jahre in die Weiterführende Schule). Ihre Diagnose ist Ataxie, welches ein Oberbegriff für unterschiedliche Störung der Koordination von Bewegungen des Körpers ist. Die 22-jährige hat Schwierigkeiten beim Laufen und Sprechen.

Im Folgenden haben wir ein Interview mit ihr auf englisch geführt und dieses Gespräch übersetzt. Es geht vor allem darum, wie sich ihre Klassenkameraden und Lehrer ihr gegenüber verhalten und, wie sie in der Schule im allgemeinen zurechtkommt.



Interview:

Wie ist deine Familiensituation und warum lebst du im Center:

Ich habe einen Bruder. Er ist 27 Jahre alt und er hat eine Frau und ein Kind. Er lebt nicht mehr bei meiner Mutter, sondern in Butare mit seiner Familie. Mein Vater ist gestorben, als ich noch ein Baby war. Meine Mutter bewirtschaftet das Feld an ihrem Haus. Das Geerntete wird selber verwendet oder verkauft. Damit macht sie das nötige Geld zum Leben. Sie lebt in Luhango.

Ich lebe seit 5 Jahren hier in Gahanga im Center, seit ich hier zur nahgelegenen Schule gehe. Ich mag es sehr hier im Center zu leben, die Menschen hier sind jetzt meine Familie. Meine Mutter kommt mich in den Ferien besuchen oder manchmal komme ich auch zu ihr.

Was sind deine Lieblingsfächer in der Schule?

Meine Lieblingsfächer sind Literatur, Kiswahili, Kinyarwanda und Musik.



Was magst du am liebsten an der Schule?

Ich lerne gerne neue Sachen und ich singe gerne zusammen mit meinen Klassenkameraden. Ich mag es auch Hausaufgaben zu machen nach dem Unterricht.



Wie begegnen dir die anderen Menschen in den verschiedenen Situationen in der Schule?

Ich mache die gleichen Aufgaben wie meine Klassenkameraden und die Lehrer unterstützen mich in den Klausuren. Ich diktiere ihnen was sie aufschreiben sollen oder ich tippe das Examen mit einem Laptop. Dafür bekomme ich dann weitere Zeit zur Verfügung gestellt. Meine Freunde helfen mir auch viel, sie unterstützen mich dabei, Stufen und Hindernisse mit meiner Gehhilfe zu laufen und bringen mich auch zurück nach Hause ins Center. Sie tragen meine Tasche, damit ich leichter laufen kann und ich bekomme die Mitschriften meiner Freunde oder Lehrer mit.

Mir fremde Menschen bzw die anderen Schüler*innen starren mich aber an. Das mag ich nicht und ich schäme mich dann, aber wenn meine Freunde dabei sind geht es.



Denkst du, dass deine Einschränkung dich bei etwas stoppt/ Hast du mehr Schwierigkeiten in der Schule als deine Klassenkameraden?

Nein, ich bin genauso gut, wie meine Klassenkameraden! In der Klasse habe ich keine Angst, sogar wenn ich etwas vor der Klasse vorstellen muss, habe ich keine Angst. Nur im Kiswahili-Kurs habe ich Angst vor dem Vorstellen, weil ich nicht so gut in dieser Sprache bin. Aber ich versuche alles.



Was möchtest du nach der Schule machen?

Ich möchte Journalistin hier in Rwanda werden für die Zeitung „New Times“. Ich möchte andere Menschen interviewn und mich mit ihnen oder Firmen unterhalten. Am liebsten möchte ich im Berreich Musik und Kunst arbeiten. In vier Jahren werde ich also das Studium an einer Universität beginnen. Hier in Rwanda kann man Journalismus an der Universität in Butare studieren, wo auch mein Bruder lebt.






Insgesamt haben wir den Eindruck, dass der Gedanke der Inklusion nicht weit entfernt ist. Zwar hat nur die Minderheit der Menschen hier in Ruanda Berührungspunkte mit Menschen, die mit einer Behinderung leben. Mehr Lehrer müssten im Bereich Sonderpädagogik ausgebildet werden, damit es noch mehr Menschen mit einer Beeinträchtigung erleichtert wird, in eine Schule gehen zu können. Wir wollen, dass noch mehr der Bewohner des Centers in Schulen untergebracht werden, allerdings wurde uns bis jetzt vermittelt, dass es momentan nicht möglich ist, wenn die Person sich nicht eigenständig fortbewegen kann oder selbst schreiben kann. Wir werden es weiterhin versuchen, Schwierigkeiten bleiben dennoch erstmals bestehen, da es leider keine Heilerziehungspfleger, Inklusionshelfer oder persönliche Assistenten etc. gibt. Sobald sich Umstände und Denkweisen ändern, kann Inklusion ein funktionierendes Instrument sein.



Nach dem hoffentlich nicht zu erschlagenden Text wünschen wir euch nun Frohe Ostertage und eine wunderschöne Zeit mit euren Familien und Freunden. Wir sind von einer ruandischen Familie zum Osteressen eingeladen und wir sind schon sehr gespannt was es hier in Ruanda zu Ostern wohl zu Essen gibt und welche Traditionen so auf uns zukommen werden. Ostereier suchen werden wir dieses Jahr nicht, aber Osterpackete aus der Heimat sind schon angekommen.

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